Donnerstag, 9. Mai 2013

Fast vergessene Frühlingsgemüse: Musterlandwirtschaft des Fürsten Franz: 1.Sonderführung 2013 im Wörlitzer Park

Frühlingserwachen im Küchengarten beim Gotischen Haus mit Feldspaziergang und Verkostung 18.5.2013, 10-ca.12 Uhr, Treffpunkt Palmenhaus/ Hofgärtnerei



 20 Grad, warmer Regen, nun wächst es los an allen Ecken und macht den langen Winter endlich vergessen.
Wörlitz,  ein Blütenmeer in diesen Tagen,  Farben, Formen, Düfte.

"Wie kommt es", fragt ein Mann mich durch das Gartentor im Küchengarten, "dass es hier im Park so viele Nutzpflanzen gibt?" Nun, ich erzähle ihm vom Landschaftspark im Englischen Stil und von Aufklärung und davon, dass Fürst Franz auch darauf bedacht war sein Volk zu ernähren..........

Wenn ich vor 200 Jahren dort gestanden hätte, vielleicht hätte mich ein Wanderer angesprochen und gesagt:
"Wie kommt es, dass hier zwischen den prächtigen Kornfeldern und saftigen Weiden so viele Zierpflanzen zu sehen sind?"

Wenn Sie gern mehr darüber erfahren möchten,  dann erwarten wir Sie gern zu ersten Führung 2013
am Pfingstsamstag dem 18. Mai um 10 Uhr am Palmenhaus ( nähe Parkplatz Richtung Elbfähre Coswig)

Unsere Themen sind der gerade frisch austreibende Hopfengarten, ein Feldspaziergang zu den Feldern auf der Pantheonbreite und natürlich der Küchengarten.

Hier bieten wir Informationen zu alten Frühlingsgemüsen wie dem "Guten Heinrich", der Knoblauchsrauke und dem Mangold.
Im Mittelpunkt stehen aber die Radieschen!
Unsere Recherchen haben ergeben: Leider sind auch die Radieschen auf dem besten Weg zu den fast vergessenen Frühlingsgemüsen gezählt zu werden.  Es werden immer weniger davon gegessen und auch der regionale Anbau lässt zu wünschen übrig.........

Nach einem langen Winter summen unsere Bienen wieder durch den Park. Mutige können einmal in eine Bienenbeute schauen.........

Verkostung:


Radieschensüppchen mit Gänseblümchen
Johannisroggen-Dinkel-Brot mit Radieschen-Topfen
Frühlingssalat mit Vinaigrette Camelin
Maibutter,  Küchengarten-Honig

Kräuter Tee Minze Ringel,  aus dem Küchengarten
Original Franz-Obst Apfelsaft aus den Parkäpfeln 2012
Franz Gerste,  Obergärige Bierspezialität aus eigener Hausbrauerei

Kosten: 10 € pro Person

Damit insbesondere die Verkostungsprodukte reichen, bitten wir um Anmeldung auf info@wellkorn.de oder Telefon 034921 70012.


Wellkorn-Manufaktur
Mühlstr.16
06901 Kemberg
034921-70012
info@wellkorn.de



Erhalten durch Aufessen im Wörlitzer Park!


Längst ist der lange Winter vergessen und das Graben, Hacken, Säen und Pflanzen hat wieder Hochkonjunktur. Da noch schnell ein paar Pflanzen gekauft und bunte Päckchen mit Samen gibt es für wenige Cent im Bau- oder Supermarkt. Doch wussten Sie, das es kaum noch möglich ist,                      im normalen Handel Saatgut zu kaufen welches Vermehrungsfähig ist?  Man kann es sich kaum vorstellen: Saatgut welches nicht zur Vermehrung taugt!  Einmal ausgesät, eine Pflanze und aus.
Wer sich so etwas ausdenkt? Große Agrarkonzerne können so ihre Marktmacht erweitern und falls Sie auf die Idee kommen sollten von Ihren Radieschen Samen für das nächste Jahr zu ziehen, Fehlanzeige.  Als guter Verbraucher kaufen Sie Ihr Saatgut immer wieder neu. Das müssen in der Regel auch die Landwirte so machen, denn längst beherrschen so genannte Hybriden auch die Getreidesorten.
Die genetische Vielfalt bleibt dadurch auf der Strecke.  Früher hatte jede Region ihre ganz eigentümlichen,  an den Standort angepassten Sorten.  Das Saatgut wurde sorgsam gehütet und von Generation zu Generation weitergegeben. Was haben wir heute eigentlich noch, was wir an die nächste Generation weiter geben? Aktienpakete?
 Die Börsennachrichten vermelden gerade neue schwindelerregende Kurse.  Geraten die Wunder keimender und sich um ein vielfaches darüberhinaus vermehrender Körner gänzlich ins Abseits?
Nur scheinbar und aus dem Blick der Bevölkerung. Die Sichtweise der Agrarkonzerne ist ganz anders..

Die EU-Kommission in Brüssel berät zur Zeit mit der Reform von Tier- und Pflanzengesundheitsregelungen eines der wichtigsten Gesetzespakete des letzten Jahrzentes.
Damit dieses Thema nicht zum Wahlkampfthema werden kann, soll es jetzt rasch durchgewunken werden.
Ziel der Reform ist eine weitere Regulierung des Saatgutmarktes zur Stärkung großer Agrarkonzerne.
Nach einer Pressemitteilung des Dachverbandes Kulturpflanzen, Nutztiere, Vielfalt e.V. beherrschen zur Zeit 10 Unternehmen drei Viertel des Weltsaatguthandels. Der Gemüseanbau in Europa wird zu mehr als 50 % von nur zwei Konzernen aus den USA bzw. der Schweiz dominiert.
 Über  den Sinn, dass sich die EU Politik mit Gemüsesamen und Obstsorten beschäftigt, kann man geteilter Meinung sein. Wenn sich die Bewohner einer Region aber nicht mehr für Ihre wahren Schätze interessieren, müssen sie sich aber auch nicht wundern, wenn diese eines Tages ganz verschwunden sind. Vielleicht verschwinden die alten Sorten ja auch von selber, aber die EU-Bürokratie wird auch denen das Leben schwer machen, welche diese erhalten und weiter anbauen möchten.
Das Verfahren in Brüssel ist noch nicht gänzlich entschieden, aber soviel steht fest: Regionen die ihre Nutzpflanzenvielfalt bewahren möchten, sind gut beraten, wenn Sie ihre Kräfte bündeln und handeln.
Einmal um so viel wie möglich Regulierungswut zu verhindern und zum anderen auch,  um die Nutzpflanzenvielfalt tatsächlich zu erhalten.

„Erhalten durch Aufessen“, nach diesem Slow-Food Grundsatz engagiert sich die Wellkorn-Manufaktur aus Kemberg in Zusammenarbeit mit der Abteilung Gärten der Kulturstiftung  seit mehreren Jahren im Erhaltungsanbau von alten Nutzpflanzen im Wörlitzer Park. Hier wächst mit dem „Johannisroggen“ wieder eine alte Roggensorte, die nachweislich schon im 18. Jahrhundert dort stand. Der einst berühmte „Dessauer Weizen“ konnte aufgefunden und erfolgreich nachgebaut werden.  Lein und Leindotter, die schon das Interesse des Fürsten Franz auf der Suche nach neuen Kulturen für die Wörlitzer Domänenwirtschaft weckten, werden wieder angebaut.
Selbst ein kleiner Hopfengarten knüpft mit alten böhmischen Sorten an die Tradition des Hopfenanbaus, insbesondere im nahen Kakau, an.

Was mit den alten Getreiden erfolgreich begann, könnte nun auch mit alten Gemüsen erfolgreich fortgesetzt werden.  Im Küchengarten beim Gotischen Haus wachsen schon länger wieder Pastinaken, Mangold, Haferwurzeln  oder Guter Heinrich. 



Genauso gut wäre es möglich, hier regionale Sorten zu bewahren und zu nutzen!
Wer in seinem Garten samenfeste Gemüse bzw. Gartenkräuter zieht, die einen Bezug zur Region haben und vom Saatgut etwas abgeben möchte, der kann sich gern bei der Wellkorn-Manufaktur melden.
Aus dem Küchengarten heraus kann dann künftig Saatgut vermehrt werden und wieder in die Hausgärten zurück wandern.

Diese Methode wandte übrigens schon Vater Franz an, wenn er den Anbau bestimmter Pflanzen in Anhalt voranbringen wollte.

Tatkräftige Unterstützung würde dieses Projekt auch erleichtern. Wer sich vorstellen kann, regelmäßig oder auch nur zu bestimmten Einsätzen mit zu helfen,  ist herzlich willkommen.

Unterstützung kommt bereits vom Bioland-Verband, dem Verein Alte Nutzpflanzen, und  dem Verein zur Rekultivierung und Erhaltung von Nutzpflanzen in Brandenburg e.V.

Informieren können Sie sich gern zu einer der Sonderführungen zum Thema „Historische Musterlandwirtschaft des Fürsten Franz“, so am Pfingstsamstag dem 18.5.2013, Treffpunkt Palmenhaus, an der Straße nach Coswig. Kosten Führung mit Verkostung und Getränk: 10 €.
Weitere Informationen: www.kuechengarten.blogspot.com

Die „Arche Noah“ Gärtnerin Annegret Hottner, aus Schwandorf in der Mittleren Oberpfalz,                 hat für diese Veranstaltung Saatgut der von ihr als Erhalterin gepflegten samenfesten Radieschensorte „Feuerkugel“ zur Verfügung gestellt.                                                                                    Jeder Teilnehmer an der Führung kann davon eine Portion erhalten.
„Arche Noah“ ist ein gemeinnütziger Verein zur Erhaltung alten Saatgutes im Österreichischen Waldviertel, der seit 20 Jahren besteht und auch in Deutschland immer mehr Freunde findet.
Bemerkenswert ist auch, dass über Arche Noah eine Reihe von alten deutschen Erdbeersorten bewahrt wurden, so die Sorte „Osterfee“ des Köthener Züchters Franz Goeschke von 1917.
Im Wellkorn-Garten wächst diese Sorte bereits wieder. Finden sich weitere Exemplare davon in Anhalt?

Kontakt:
Wellkorn-Manufaktur
Lars Jürgen Knak
Mühlstr.16
06901 Kemberg
Tel.034921 70012
www.wellkorn.de


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